Waffelduft zieht durch das Treppenhaus der Helmholtzschule – Es ist Donnerstagnachmittag, der 29. Juni 2017, und der Präsentationsmarkt – der sogenannte „Markt der Möglichkeiten“ - ist geöffnet. SchülerInnen, LehrerInnen, Verwandte und Freunde drängen sich in der Eingangshalle.
Vier Tage lang wurde in über 30 verschiedenen Projekten zum Thema „Forschen lernen“ gearbeitet. Die Klassenstufen 5 und 6 blieben im Klassenverband und erlebten dort spannende Tage mit zuvor gemeinsam mit dem Klassenlehrer ausgedachten Projekten. Die Leistungskurse der Qualifikationsphase (Q2) nutzten die Woche für eine andere, teilweise noch wissenschaftlichere Herangehensweise an Fragestellungen ihres Kurses. Die Bandbreite der Themen war sehr groß, so hatte die Projektgruppe „Text/ Bild/ Ton/ Film – Was passiert in der Projektwoche?“ viel zu tun. Es entstanden Reportagen, Interviews, Plakate, Fotos und Videoclips.
Das Projekt „Planspiel Beachmanager“ erregte so große Aufmerksamkeit, dass gleich zwei Gruppen dieses Projekt dokumentierten. Dabei entstand u. a. folgende Reportage:
„Kleben wir doch lieber ein Boot in die obere rechte Ecke als Eye-Catcher“, schlägt ein Schüler seiner Arbeitsgruppe vor. Ein Eye-Catcher erweckt die Aufmerksamkeit beim Betrachter und wird häufig auf Plakaten oder in Werbungen eingesetzt.
Die SchülerInnen arbeiten momentan an Plakaten, um Imagepunkte beim Simulationsspiel „Planspiel Beachmanager“ zu sammeln. Planspiel Beachmanager? Imagepunkte?
Planspiel Beachmanager ist ein Simulationsspiel, bei dem man in die Rolle als Besitzer eines Wassersportcenters am imaginären Birnbachsee schlüpft. Man muss kalkulieren und spekulieren, wie man mit den Finanzen des Centers umgeht. Zum einen muss man Geld für Sportgeräte (Tretboote, Segelboote und Surfbretter), Personal und ein Selbstbedienungsrestaurant ausgeben, zum anderen dabei aber auch saisonal kalkulieren, indem man Faktoren wie Wetter und eben Image- oder Bekanntheitspunkte beachtet.
Die Schüler arbeiten in Kleingruppen zusammen und spielen gegen die anderen Gruppen, die denselben Auftrag haben: den größtmöglichen Gewinn erzielen. Doch in der Klasse herrscht keinerlei Konkurrenzkampf. Vielmehr helfen sich die Schüler, was die generell gelassene Atmosphäre unter den Schülern fördert.
Eine Monotonie wird durch abwechslungsreiche Aufgaben wie z.B. das Erstellen von Plakaten oder das Mischen eines eigenen Getränks verhindert. Dem Gewinner winkt ein großer Vorteil: eine Steigerung der Imagepunkte. Die sind natürlich wichtig für den Ruf des Wassersportcenters.
Anschaulich erzählt Frau Meyer-Reinecke vom PR-Management am Dienstag, wie sie sich ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllt hat.
Durch diese Erfahrung, aber natürlich auch durch das Spiel selbst bekommen die Schüler einen lebhaften Eindruck von der Selbstständigkeit vermittelt, was allen auch sichtlich Spaß gemacht hat.
Bei dem Planspiel ist es von großer Bedeutung, anders zu handeln und zu taktieren als die Konkurrenz. Das gab schon Woody Allen als Schlüssel zum Erfolg aus: „Das Geheimnis des Erfolges ist, anders zu handeln als die anderen.“
(Steven Millette)
Zwei Arbeitsblätter aus der Gruppe „Planspiel Beachmanager“
Ganz anders ging es beim Erforschen der Lebenswelten der Kelten zu. Kaum jemand wusste zu Beginn der Woche eine Antwort auf die Frage, woher die Kelten kamen. „Aus Asien!“, dachten da noch einige. Dies sollte sich im Laufe der Woche gründlich ändern:
Im Laufe der Woche haben wir das Projekt: „Lebenswelten erforschen - die Kelten“ besucht. Grundlegende Thematik war die Lebensweise der Kelten, wir sahen Alltagsgegenstände wie Schmuck und einen Topf zum Kochen.
Vor dem Projekt hatten viele Schüler wenig bis kaum Informationen über die Kelten sowie den geschichtlichen Kontext. Aber dies sollte dies ändern!
Die Wetterau war vor 2000 Jahren eines der Zentren keltischer Besiedlung. Die Kelten lebten in Europa als Bauern, Kriege führten sie nur ungern. Sie kannten weder Roggen noch Weizen, aber sehr wohl schon Gerste, Dinkel, Einkorn und Dinkel. Honig war beliebt und diente auch als Grundlage für Met, einem verbreiteten alkoholischen Getränk. Pflanzliche Arzneien kannten sie bereits, so verwendeten sie z. B. Misteln bei Krämpfen und Geschwüren.
Das meiste, was wir heute über die Kelten wissen, stammt von römischen oder griechischen Schriftstellern oder von archäologischen Funden. Die Kelten selbst überlieferten nur wenige Texte.
Für die Schüler war es ein Event mit Replikaten zu arbeiten. Vielen Dank an Frau Wagner und Herrn Voss, die uns einen sehr guten Überblick verschafft haben.
(Daniel Abu-Burak)
Eine weitere Gruppe beschäftigte sich mit der Vergangenheit der Helmholtzschule, deren Bau 1910 begonnen wurde, und ihren Festen. Bei der Recherche im Schularchiv und im Stadtarchiv fand sich auch überraschend Alltägliches: Schon vor 100 Jahren gab es Elternabende, auf denen das Thema Hausaufgaben auf der Tagesordnung stand!
Erschreckend war für viele, wie auch unsere Schule im Nationalsozialismus von der herrschenden Ideologie geprägt wurde. „Unsere Schule war nationalsozialistischer als man denkt“, formulierte eine Schülerin. Alle Juden mussten die Schule verlassen. Die Tagebücher für Mitteilungen sind aus den Anfangsjahrzehnten erhalten.
In der Bilderwerkstatt konnten die SchülerInnen verschiedene Maltechniken ausprobieren, z. B. Murmeln, Graffiti oder die Siedetechnik. Am Ende verkauften sie die Bilder an die Besucher wie auf einer Aktion.
Warum und wo engagieren sich Menschen freiwillig ehrenamtlich in Frankfurt?, Was ist Yoga?, Was bedroht die Orang-Utans in ihren letzten Regenwäldern? - Das sind nur einige Fragen, die andere Projektgruppen stellten. Es wurde auch eine Helmholtz-App entwickelt sowie eine Webseite nur von Schülerinnen erstellt. Die Reformation vor 500 Jahren war ebenso Thema wie Shakespeare oder die Filmgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Eine Gruppe fuhr nach Kassel zur Documenta … und … und … und...
Der „Markt der Möglichkeiten“ zeigte eindrucksvoll die Vielfalt an unserer Schule.
Ein besonderer Dank geht an das Organisationsteam dieser Projektwoche, aber auch an die Eltern, die außerschulischen Expertinnen und Experten und die SchülerInnen mit besonderen Talenten und Interessen, die sich zusammen mit den LehrerInnen an der Durchführung beteiligen.
(Dr. Rosseaux)
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